Fair und nachhaltig – damit uns Goldschmuck nicht die Welt kostet
Meine Herzensphilosophie: In meiner Goldschmiedewerkstatt bei Rosenheim kreiere ich Schmuckstücke, die Sie mit gutem Gewissen tragen können. Für meine Arbeit verwende ich recyceltes Gold – Ihr Schmuck ist dadurch nachhaltiger als vergleichbare Produkte aus konventioneller Herstellung.
Sie fragen sich, warum mir Nachhaltigkeit und Fairness bei Schmuck so wichtig sind? Dass Gold und Silber teuer sind, ist den meisten Menschen zwar klar. Doch der wahre Preis der Edelmetalle liegt viel höher, als Sie vielleicht denken.
Rohstoff Gold: oft alles andere als fair
Gold ist sehr begehrt – als Edelmetall zur Schmuckherstellung genauso wie als Wertanlage. Doch woher der Rohstoff kommt, wie Gold abgebaut wird und welchen Weg das Material hinter sich hat, das wissen leider die wenigsten. Fair Fashion ist inzwischen ein feststehender Begriff, faires Gold ist dagegen noch eine echte Rarität.
Heißt das im Umkehrschluss, dass beim Goldabbau alles richtig läuft? Leider nein. Schon allein die Menge des abgebauten Goldes ist ein Problem: Um nur ein einziges Gramm reines Gold zu erhalten, müssen durchschnittlich 1000 Kilogramm Gestein bewegt werden (Quelle). Für die knapp 3.500 Tonnen Gold, die 2019 gefördert wurden, wurden also buchstäblich Berge versetzt.
Vereinfacht gesagt, um einen jährlichen Goldwürfel mit einer Kantenlänge von rund 5,5 m zu gewinnen, muss pro Jahr ein ganzer Berg wie die heimische Hochries geschreddert und mit Chemikalien gelaugt werden.
Menge an Gold | Menge an benötigtem Gestein |
---|---|
1 g | 1 t |
1.000 g | 1.000 t |
1.000 kg | 1.000.000 t |
3.500 t | 3.500.000.000 t = ein Gesteinswürfel von ca. 0,5 km Kantenlänge |
Die Probleme des Goldhandels: Chemikalien, Raubbau und Ausbeutung
Etwa 49 Prozent des geförderten Goldes fließen laut dem World Gold Council in die Herstellung von Goldschmuck. Nachhaltiger Konsum sieht anders aus: Wer Ringe, Ketten oder Ohrringe kauft, trägt (meist unwissentlich) zu den Schäden bei, die der Goldabbau verursacht – und davon gibt es einige:
Enormer Flächenbedarf
Goldminen brauchen Platz und eine gute Infrastruktur. Um die nötigen Flächen freizuräumen, opfern Betreiber und Investoren wertvolle Naturreservate in den Anbaugebieten – zum Beispiel den ökologisch wichtigen tropischen Regenwald. Die Region, die in Brasilien pro Jahr für die Goldförderung gerodet wird, ist so groß wie 14.000 Fußballfelder.



Giftstoffe beim Goldabbau
Beim Goldabbau kommen häufig Chemikalien zum Einsatz. Sie helfen, das Edelmetall aus dem Gestein zu lösen. Typische Beispiele sind Schwermetalle wie Quecksilber und Blausäure: Diese gefährlichen Stoffe gelangen in das Grundwasser, vergiften die Umwelt und schaden der Gesundheit der Bevölkerung.
So war die Regierung Perus vor einigen Jahren sogar gezwungen, den Notstand auszurufen, weil der Goldabbau rund 85.000 Quadratmeter Regenwald mit Quecksilber verseucht hatte. Das entspricht ungefähr der Fläche Bayerns. Über die Meere breiten sich die Schadstoffe weltweit aus – auch in Europa sind wir also keineswegs vor den Folgen sicher.
Besonders drastisch sind die Umweltprobleme beim Kleinbergbau, in dem Giftstoffe ohne jegliche Schutzmaßnahmen zum Einsatz kommen. Das Video unten ist lang, zeigt aber sehr eindrucksvoll den unbekümmerten Einsatz von Quecksilber und Säuren in einem Kleinbergbau in Kenia.
Menschenrechtsverletzungen und verheerende Arbeitsbedingungen
Schätzungen zufolge leben weltweit zwischen 40 und 100 Millionen Menschen von der Goldförderung. Leider sind die Arbeitsbedingungen oft ausbeuterisch und gefährlich: Die Arbeitenden sind den schädlichen Chemikalien direkt ausgesetzt und arbeiten meist ohne jede Schutzausrüstung unter schwierigsten Bedingungen.
Für ihren Einsatz erhalten die meisten Menschen einen Tageslohn von weniger als zwei Euro, eine soziale Absicherung gibt es nicht. Kinderarbeit, Sklaverei, Menschenhandel und Korruption sind in vielen Goldminen an der Tagesordnung – ebenso wie Arbeitsunfälle mit teils tödlicher Folge.



Undurchsichtige Beschaffungswege
Woher genau das Gold stammt, das Sie in Form eines Ringes am Finger tragen, lässt sich in der Regel kaum noch nachvollziehen. Die Handelswege sind verschachtelt, Transparenz ist kaum gegeben. Das Edelmetall geht nach der Förderung durch viele Hände, häufig vermischen Zwischenhändler Gold aus verschiedenen Quellen.
Die traurige Realität: Wer nachhaltigen Goldschmuck möchte, muss nach Alternativen suchen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass konventioneller Schmuck unter enormen Missständen produziert wurde.
Fairtrade-Gold mit Zertifizierung ist selten
Wenn man Fairtrade-Kaffee kaufen kann, müsste es doch eigentlich auch Fairtrade-Gold geben? Gibt es zwar tatsächlich – im Moment ist zertifiziert faires Gold aber noch eine winzige Nische. Nur knapp ein Prozent des Goldes, das pro Jahr weltweit in Umlauf gebracht wird, stammt aus fairem Handel. Dass der Anteil so gering ist, liegt unter anderem an der geringen Nachfrage. Experten gehen aber davon aus, dass sie deutlich höher wäre, wenn den Konsumierenden die Problematik bewusst wäre. Viele Menschen wären wahrscheinlich sogar bereit, für nachhaltigen Goldschmuck etwas mehr Geld zu bezahlen.
Bis jetzt trägt gerade mal eine Handvoll zertifizierter Goldminen ein Fairtrade-Siegel. Für die meisten Anlagen sind die Vorschriften und Bestimmungen sehr schwer umzusetzen: Schutzkleidung, Sicherheitstrainings, bessere Ausrüstung und angemessene Gehälter sind große Investitionen, und Gold wird vor allem in armen Ländern abgebaut.

Ein zweites Leben: Recycling-Gold als Alternative
Eine gute Alternative zu fairem Gold ist recyceltes Gold. Statt „neues“ Gold aus Gestein zu lösen, verwenden wir einfach das Gold wieder, das ohnehin in vielen heimischen Schubladen verstaubt. Sie würden sich wundern, wo überall Gold enthalten ist:
- Alter Schmuck
- Zahngold
- Computer
- Handys
- Elektroschrott
- Münzen
- Medaillen

Oft ist das Gold mit anderen Metallen verschmolzen: Sogenannte Scheideanstalten lösen es heraus, reinigen es und bereiten es für die Wiederverwendung auf. Recyceltes Gold hilft, die Umweltbelastungen durch den Goldhandel zu reduzieren. Da auch die oft langen Transportwege wegfallen, ist die Ökobilanz deutlich besser als bei frisch gefördertem Gold. Trotzdem macht auch Recycling-Schmuck derzeit nur einen kleinen Teil des Goldmarktes aus.
In meinem Fall schließt die Agosi in Deutschland diesen Kreislauf für mich. (Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt AG). Das ist die nachhaltigste Form der ” Gold- und Silbergewinnung”. Einen Eindruck von der Wiedergewinnung von Edelmetallen gibt der Film unten.
Fertige Produkte wie Ketten und Kleinteile können von mir ebenfalls über Fairtrade-Anbieter bezogen werden. Hier entscheidet mein Kunde selbst.
Natürlich wissen Sie auch bei recyceltem Gold nicht, wo genau es ursprünglich herkam und wie schonend der Abbau war. Aber je länger wir ein Produkt verwenden und je öfter wir das Material recyclen, desto nachhaltiger wird es.
Ein Beispiel: Ein Stoff-Einkaufsbeutel muss mindestens 100-mal verwendet werden, bevor seine Ökobilanz besser ist als die einer Plastiktüte. Hätten Sie das gedacht? Wenn wir das, was wir haben, pflegen und wertschätzen, machen wir einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.
Altes Gold wird zu fairem Schmuck
Ich bin der Meinung: Jedes Gramm Gold, das der Natur nicht entnommen wird, macht einen Unterschied. Das Gold, das ich zur Schmuckherstellung verwende, besteht zu etwa 90 Prozent aus recyceltem Altmetall. Die einzigen Ausnahmen sind Elemente wie Verschlüsse, Ketten oder Mechaniken, die ich nicht selbst herstellen kann.
Wenn meine Kund*innen mich fragen, was Sie mit einer alten Brosche, der kaputten Kette oder dem Zahngold machen sollen, lautet meine Standardantwort: “Zu mir bringen und recyceln” – denn das ist der nachhaltigste Weg, den Sie beim Schmuckkauf gehen können.
Bei mir bekommt Ihr Altgold eine tragende Rolle: Indem Sie Ihr Heim-Gold aus der Schublade holen, werden Sie selbst zum Goldlieferanten und sorgen für ein Gegengewicht zum konventionellen Goldhandel. Schon ein Gramm wiederverwendetes Feingold verhindern etwa 1.000 Kilogramm bewegtes Gestein – wenn das kein Ansporn ist! Gemeinsam sorgen wir dafür, dass ein paar Tonnen Gestein da bleiben, wo sie hingehören und ein paar Chemikalien weniger im Wasser landen.

Nachhaltiger Goldschmuck aus dem Rosenheimer Land
Neben der Rücksicht auf Umwelt und Menschen hat es noch weitere Vorteile, wenn ich Ihre alten Ringe verarbeiten darf: Neuer Schmuck aus Altgold kostet weniger Geld, als wenn ich das Edelmetall für Sie bestellen muss. Sofern Ihr alter Schmuck die Voraussetzungen zum Einschmelzen erfüllt, zahlen Sie für ihr neues Schmuckstück weniger als den regulären Preis. Handelt es sich um ein Altgold-Produkt, das ich nicht direkt weiterverarbeiten kann, schicke ich es für meine Kund*innen zur Scheideanstalt und ziehe den Gegenwert vom Schmuckpreis ab.
Ich bin ganz ehrlich: Mit recyceltem Gold zu arbeiten, ist für mich ein deutlicher Mehraufwand. Trotzdem ist es ein Beitrag, den ich gerne leiste. Denn es sind die kleinen Gewohnheiten und Unbequemlichkeiten, die dabei helfen, dass unsere Erde auch für unseren Enkelkinder noch ein schönes Zuhause ist.
Außerdem hat Schmuck einen hohen ideellen und emotionalen Wert – für mich passt das nicht zu den Schäden an Mensch und Natur, die der Abbau anrichtet. Viel schöner ist es doch, ein altes Schmuckstück umzuarbeiten oder einzuschmelzen, und so gewissermaßen auch die Seele des früheren Besitzers bei sich zu tragen.
Sie wünschen sich nachhaltige Ehe- oder Verlobungsringe oder ein faires Schmuckstück für einen besonderen Anlass? Ich würde mich sehr freuen, mit Ihnen gemeinsam etwas Einzigartiges zu entwerfen – ob mit recyceltem oder eigenem Gold.




Quellen für diesen Beitrag
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/gold-146.html
https://www.fairtrade-deutschland.de/produkte/gold/hintergrund-fairtrade-gold
https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/die-kehrseite-des-goldes
https://www.deutschlandfunk.de/nachhaltigkeit-stoffbeutel-sind-nicht-besonders-oeko-100.html